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Löschwasser unter Strom

Fotovoltaikanlagen, die aus Licht Strom produzieren, behindern im Ernstfall die Feuerwehr. Die Module, die meist auf Dächern installiert sind, lassen sich nicht abschalten – für die Feuerwehrleute ein lebensgefährliches Risiko.

Die kleinen Kraftwerke stehen nach wie vor hoch im Kurs: Fotovoltaikanlagen. Nicht nur bei privaten Hausbesitzern. Auch Stadt- und Kreisverwaltungen, Kliniken und Kirchen meinen es gut mit der Umwelt und freuen sich zusätzlich über die Vergütung, die es für jede Kilowattstunde Strom, die ins Netz eingespeist wird, gibt. Dafür investieren sie in die Module auf dem Dach, die aus (Sonnen-)Licht Strom produzieren.
Wenig beliebt sind die Solaranlagen inzwischen bei Feuerwehrleuten: Wenn es brennt, die Flammen lichterloh aus dem Dach schlagen, muss es schnell gehen, um größere Schäden zu verhindern. Eigentlich. Nur: Dabei sind die Module nicht nur im Weg – sie stellen für die Wehrleute auch eine erhebliche Gefahr da.


„Künstliche Nacht” ohne Effekt

Die Anlagen lassen sich nicht abschalten, sondern nur von der Einspeisung trennen. Der Effekt: Die Module produzieren ungehindert weiter Strom. „Selbst bei wenig Licht”. Auch nachts ist das Problem nicht gelöst, die Einsatzstellen müssen ausgeleuchtet werden. Dabei kommen schnell mehrere tausend Watt Licht zusammen. Die Lichtmenge reicht aus, um die Fotovoltaikanlagen an die Arbeit zu bringen: Sie stehen unter Spannung.
Fehlgeschlagen sind Versuche, eine „künstliche Nacht” zu produzieren. Dabei sollte Löschschaum wie eine dicke, weiße Decke die Module abschirmen. Der Lichteinfall durch den Schaum reichte aber immer noch für die Stromproduktion aus. Und: Die Platten, mit glatter Oberfläche, sind meist schräg angebracht; der Schaum rutschte vielfach ab.
Baggern statt Löschen
Der jüngste Fall: Im Landkreis Steinburg (Schleswig-Holstein) meldet ein Anrufer über Notruf einen Feuerschein in der Nacht. Vor Ort stellen die Einsatzkräfte der Feuerwehr fest: Eine Lagerhalle voller Stroh steht lichterloh in Flammen. Auf dem Dach der Halle ist eine Fotovoltaikanlage installiert. Statt sofort zum Schlauch zu greifen und Wasser auf die Flammen zu geben, beschränken sich die Löscharbeiten zunächst darauf, ein Übergreifen der Flammen auf ein angrenzendes Waldstück zu verhindern. Nach einer Fachberatung per Telefon durch eine Sicherheitsbeauftragte der Kreisfeuerwehr entscheidet die Einsatzleitung: Keine direkten Löscharbeiten, bis das Gebäude durch einen Bagger eingerissen ist.
Abstand halten, den Wasserstrahl „zu einem Tropfennebel verwirbeln”, um die Leitfähigkeit zu unterbrechen: Das ist aktuell die Maxime für die Wehrleute.
Löschwasser unter Spannung
Gefahren gehen aber nicht nur unmittelbar von der Anlage auf dem Dach und der Leitung zum Gleichrichter im Keller aus, durch das bis zu 1.000 Volt Gleichstrom fließen. Löschwasser, das im und aus dem Haus fließt, kann unter Spannung stehen, den Helfern droht ein Stromschlag. Muss das Dach abgedeckt werden, weil sich gefährliche, aufgeheizte Brandgase sammeln, muss das Werkzeug isoliert sein.
Um Schadensbegrenzung ist derweil der Landesfeuerwehrverband NRW bemüht: In einem Arbeitskreis sitzen Feuerwehrangehörige und Vertreter der Provinzial-Versicherungen Westfalen und Rheinland zusammen, um Empfehlungen für Einsatzkräfte im Umgang mit den Anlagen zusammenzustellen. Damit soll sowohl das Risiko für die Helfer, durch einen Stromschlag verletzt zu werden, verringert, als auch der Einsatzablauf verbessert werden.

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