Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch
WERBUNG
WERBUNG
WERBUNG
Nicht ständig roboten

Optimale ­Arbeitspausen

Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass beim Arbeiten ohne Pause die Leistungsfähigkeit langsam, oft unmerklich, abnimmt. Körper und Psyche senden Signale, wann für den Mitarbeiter Zeit für eine Pause ist. Der Körper hat sogar ein gutes Gespür für eine Auszeit, er verlangt nach der Pause, das sollte man nicht übersehen. Mit der Höhe und Dauer der Arbeitsbelastung nimmt die Erschöpfung zu, sowie das Risiko von Arbeitsfehlern oder Unfällen. Typische Warnsignale, die gerne verdrängt werden: Gereiztheit, Ungeduld, Nervosität, nachlassende Konzentration und Arbeitsfehler. Je länger die Arbeitspause auf später verschoben wird, desto länger braucht man für die Erholung durch die Pause, die Erholungsdauer kann sich je nach Situation verdoppeln. Der Mitarbeiter, der regelmäßig möglichst zur gleichen Zeit eine Pause braucht, wird vom Kollegen schnell als „Weichei“ bezeichnet. Der Typ „Durchhalter“, meist der jüngere Monteur, ist bei der Pausengestaltung flexibel und kann auch ganz darauf verzichten. Bei der Arbeit im Team machen beide gleichzeitig Pause, müssen sich also absprechen.

Je nach Arbeitsbelastung sind die Pausenbedürfnisse sehr unterschiedlich. Mittags durcharbeiten, nur schnell einen Kaffee trinken und einen Müsliriegel knabbern, zählt nicht als offizielle Arbeitspause. Nicht nur Arbeitsmediziner, auch die Berufsgenossenschaft legt Wert darauf, dass Pausen auch stattfinden. Wer Pausenzeichen missachtet, riskiert ein Erholungsdefizit und auf Dauer gesundheitliche Nachteile. Pausen leisten einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Leistungskraft. Sie sollen einen Kontrast zur Arbeit darstellen. Wer körperlich gefordert ist, legt in der Pause die Füße hoch, im wahrsten Sinne des Wortes.

Der Bohrer steckt auch nach der Pause noch fest, da kann man ­getrost erst einmal ­Energie ­tanken

Bild: Getty Images

Der Bohrer steckt auch nach der Pause noch fest, da kann man ­getrost erst einmal ­Energie ­tanken

Recht auf Pausen

Fußballer machen nach 45 Minuten eine Pause von 15 Minuten. LKW-Fahrer haben begrenzte Lenkzeiten und sind damit zur Pause verpflichtet. Auch in der Schule gibt es für die ­Schüler eine Pause. Bei der Montage heißt es, die Pause findet während der Fahrt von einem zum anderen Kunden statt. Das mag für den Beifahrer noch gelten, aber für den Fahrer nicht. Schon bei der Arbeitsplanung sollten Pausen berücksichtigt werden, damit man sie auch nehmen kann. Wer auf die Mittagspause verzichtet oder sie stark verkürzt, leistet nachmittags weniger. Im Arbeitszeitgesetz (ArbZG) sind die Regeln festgeschrieben. Bei einer Arbeitszeit von sechs Stunden muss eine Ruhepause von mindestens 30 Minuten eingelegt werden. In der Praxis scheinen 30 Minuten nicht immer machbar und werden meist verkürzt. Wer mehr als neun Stunden gearbeitet hat, dem steht nach dem Gesetz eine Pause von 45 Minuten zu. Ob die Pause am Stück oder in Zeitabschnitten von 15 Minuten aufgeteilt wird, darüber kann der Arbeitgeber in Absprache mit seinem Team entscheiden. Im § 4 ArbZG heißt es, dass länger als sechs Stunden am Stück nicht ohne Ruhepause gearbeitet werden darf. Von diesen ­Regelungen gibt es abweichende Vorschriften für Jugendliche, die im § 11 des Jugendarbeitsschutzgesetzes geregelt sind. ­Jugendliche dürfen nicht länger als 4,5 Stunden am Stück beschäftigt werden. Bei Arbeitsunfällen will die Berufsgenossenschaft die Arbeitszeiten genau wissen, da kommt man schnell in Verlegenheit, wenn man sich nicht daran gehalten hat. Bei Verstößen kann der Versicherer die Leistung verweigern oder kürzen.

Weitere rechtliche Grundlagen sind in der Arbeitsstättenverordnung festgelegt. Darin heißt es: „Pausen müssen in ­einer der Sicherheit und Gesundheit zuträglichen Umgebung durchgeführt werden.“ Kurzpausen sollen nicht gesammelt werden, um früher in den Feierabend zu starten. Handy­nutzung ist zwar die liebste Beschäftigung in der Pause. Aber wo bleibt da die Entspannung?

Vieles hängt aber auch vom Pausenort ab. Viele Monteure machen ihre Pause im Auto, wo es im Sommer zu heiß und im Winter zu kalt ist. Weil das ungemütlich ist, wird die Pause abgekürzt oder direkt vor Ort wahrgenommen. Findet die Montage in einer Firma statt, kann man bitten, die Kantine nutzen zu dürfen. Kunden sehen Pausen nicht gerne, befürchten, dass die Zeiten nicht abgezogen werden. Tatsächlich können nur die aktiven Zeiten, in denen gearbeitet wird, berechnet werden.

Im Idealfall kann man die Beine während der Pause hochlegen und findet eine entspannte Umgebung

Bild: Getty Images

Im Idealfall kann man die Beine während der Pause hochlegen und findet eine entspannte Umgebung

Die aktive Arbeitspause

Schon die Aussicht auf eine bevorstehende Arbeitspause weckt bei den Mitarbeitern ein positives Gefühl. Die Vor­freude auf die Pause steigert die Motivation, führt sogar zu größerer Anstrengung mit besseren Arbeitsergebnissen. Ideal ist es, mal gar nichts zu tun, nicht an die Arbeiten nach der Pause zu denken, sondern völlig abzuschalten. Wie wäre es, wenn man die Augen schließt und sich dabei nur auf die ­Atmung konzentriert? Das ist gewöhnungsbedürftig und wird oft belächelt. Der Erholungswert stellt sich aber viel schneller ein, wenn man in der Pause mal gar nichts macht. Arbeitsmediziner empfehlen: für den Kreislauf immer die Füße hochlegen, Augen schließen und das Handy auf stumm schalten. Dabei hilft auch die Konzentration auf schöne Ereignisse, die „daily uplifts“. Im Fachjargon heißt das Wahrnehmungslenkung oder „Kopfkino“. Dabei werden die noch zu erledigenden Montagearbeiten für eine Weile aus den ­Gedanken verdrängt und die Konzentration stattdessen auf ein äußeres oder inneres Bild gerichtet, z. B. auf den bevor­stehenden Urlaub oder auf ein interessantes Sportereignis, das in einigen Tagen stattfindet. Oder auf die eigene Familie. Hauptsache, die Gedanken kreisen nicht wieder um die Arbeit, die heute noch erledigt werden muss.

Edmund Jacobson aus Schweden hat die Muskelrelaxation entwickelt, eine Methode, in der Pause zu entspannen: Einzelne Muskelgruppen, die während der Montage stark belastet wurden, werden nacheinander gestreckt und gelockert. Die Übung wird im Sitzen ausgeführt und kann durch eigene Massage unterstützt werden.

Ständig in einer Zwangshaltung zu arbeiten, sorgt auch für erhebliche Anstrengung und Pausenbedarf

Bild: Getty Images

Ständig in einer Zwangshaltung zu arbeiten, sorgt auch für erhebliche Anstrengung und Pausenbedarf

Kurze Auszeiten

Wenn es der Arbeitsablauf zulässt, kann man zwischen zwei Arbeitsschritten für eine halbe Minute mal pausieren, einen Schluck trinken und sich für Sekunden entspannen. Das will gelernt sein. An ein Durstgefühl während der Arbeit gewöhnt man sich auf Dauer oder unterdrückt es – die Arbeit ist wichtiger. Flüssigkeitsmangel führt schon nach kurzer Zeit zur Konzentrationsschwäche. In Zeiten der Digitalisierung gibt es inzwischen auch Erinnerungshilfen auf dem Smartphone. So kann man den Griff zur Sprudelflasche einfach speichern und sich durch eine App erinnern lassen. Für das iPhone gibt es den „Trink-Wecker“, die „Trink-Uhr“ und den „Aqua-Plan“. Anhand des eigenen Körpergewichts wird die empfohlene Trinkmenge ermittelt und man wird per Push-Benachrichtigung erinnert zu trinken. Durchgesetzt hat sich das noch nicht, vor allem weil es als Unterbrechung der Arbeit gilt. Sprudel enthält wichtige Bestandteile: Magnesium, Kalzium und Natrium, die auf die Gesundheit eine positive Wirkung haben.

Atemluft ist die einzige „erneuerbare Energie“, die grenzenlos zur Verfügung steht. Sie kostet nichts und bringt viel. Die Pause ist der Zeitpunkt, um sich voll auf die Atmung zu konzentrieren. Ideal ist es, wenn man ein Bewusstsein für die Atmung entwickelt, wenn man spürt, ob man flach oder ­unregelmäßig atmet. Die sogenannte Stressatmung (flach und stockend) versorgt die Lungen nicht mit genügend ­Sauerstoff und wirkt über einen längeren Zeitraum leistungsmindernd und ermüdend. Kurzatmigkeit ist ein weit verbreitetes Phänomen. Richtiges Atmen, auch während der Arbeit, erhöht die Resilienz und fördert die Gesundheit.

Mitarbeiter haben gute Erfahrungen mit Privatgesprächen zwischen Kollegen. Jeder hat seine eigene Methode, wie er in der Pause bewusst entspannt und danach mit doppelter Energie wieder an die Arbeit geht.

Buchtipps

  • Froböse, Ingo
    „Power durch Pausen“.
    Gräfe und Unzer Verlag, ­München 2017,
    158 Seiten
  • Scharnhorst, Julia
    „Pausen machen munter“.
    Haufe-Lexware Verlag,
    Freiburg 2016,
    129 Seiten
  • AUTOR

    Dipl.-Betriebswirt Rolf Leicher
    ist Fachautor und Referent ; Telefon: (0 62 21) 80 48 82

    WERBUNG