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Tempoholiker (Teil 1)

Schneller arbeiten kann riskant sein

Um die engen Termine zu halten, arbeitet der Monteur etwas schneller, erhöht das Tempo wie beim Autofahren, wenn es eilt. Um den Arbeitsanfall zu bewältigen, ist das oft die einzige Möglichkeit. Bei der Arbeit gibt es kein Tempolimit wie im Straßenverkehr. Bei Personalausfall muss das Arbeitstempo erhöht werden, man gewöhnt sich dann an diese Situation. „Tempoholiker“ nennt man diejenigen, die schneller arbeiten als normal.

Risiken bei erhöhtem Tempo

Wer das Tempo erhöht, riskiert Fehler, vor allem, wenn es sich um komplizierte Montagearbeiten handelt. Es ist wie im Straßenverkehr: Hohes Tempo verkürzt zwar die Fahrzeit, erhöht aber das Unfallrisiko. Außerdem geht das Gefühl für ein normales Tempo auf Dauer verloren. Erst recht, wenn es auch im Umfeld Tempoholiker gibt, wie Kollegen oder auch Kunden, die ungeduldig sind, die drängen und stressen.

Der Monteur, der schneller arbeitet als sein Kollege und für eine vergleichbare Arbeit weniger Zeit braucht, wird positiv gesehen und beeindruckt seinen Chef. Die Personalbeurteilung hängt auch vom Arbeitstempo des Mitarbeiters ab, das Kriterium „Arbeitstempo“ ist in der Personalbeurteilung vieler Betriebe extra ausgewiesen. „Das Gras wächst nicht schneller, wenn du daran ziehst“, sagt ein afrikanisches Sprichwort. Manche glauben, die natürlichen Grenzen des Arbeitstempos überschreiten zu können. Hohes Arbeitstempo hat seinen Preis: mehr Stress mehr Hektik, mehr Fehler.

Um ein erhöhtes Arbeitstempo vorzulegen, sollten gewisse Voraussetzungen erbracht sein

Um ein erhöhtes Arbeitstempo vorzulegen, sollten gewisse Voraussetzungen erbracht sein

Ursachen und Folgen

Der erfahrene Monteur betrachtet es als Herausforderung, schneller zu sein als sein jüngerer Kollege. Er kann damit auch Kunden beeindrucken und Zeit sparen. Wenn er noch seine Mittagspause verkürzt, kann er nach dem letzten Auftrag eines Arbeitstages auch früher in den Feierabend gehen.

Dass man mit Langsamkeit oft weiter kommt als mit Tempo, wusste schon Johann Peter Hebel. In seiner Geschichte „Der verachtete Rat“ erzählt er, wie ein Fuhrmann auf dem Weg nach Basel einen Fußgänger fragt, ob es ihm wohl noch vor Toresschluss in die Stadt reiche. „Schwerlich, doch wenn Ihr recht langsam fahrt, reicht es noch. Ich will auch noch in die Stadt hinein“, lautet die merkwürdige Antwort. Der Fuhrmann treibt also die Pferde an, damit er ganz sicher rechtzeitig ankommt. Aber die Eile fordert ihren Tribut: Die Hinterachse des Wagens bricht, der Fuhrmann muss im nächsten Dorf übernachten. Der Fußgänger, der eine Stunde später durch das Dorf geht und den Wagen erblickt, meint: „Hab' ich Euch nicht gewarnt, hab' ich nicht gesagt: Wenn Ihr langsam fahrt!“

Viele Reklamationen haben ihre Ursache auch in der schnellen Montage. Bei der Methode „Schnell, schnell, auf, auf!“ wird die Sorgfalt vergessen, sie bleibt auf der Strecke. Auch die Kommunikation wird immer oberflächlicher. Kunden fühlen sich bei der Einweisung abgefertigt statt gut beraten. Auch am schnellen Redetempo des Mitarbeiters erkennt man, welche Rolle die Geschwindigkeit spielt. Trotz des hohen Tempos haben die meisten weniger Zeit.

  Arbeitskorrekturen durch Erhöhen der Fehlerquote

 Der Zeitdruck nimmt zu, die Freundlichkeit ab

 Oberflächliche Aufnahme von Informationen führt zu Missverständnissen

 Nachlassen der Konzentration durch hohes Tempo

 Hohe Belastung, hoher Verschleiß

 Schnelle drängen Langsame zur Seite (Rücksichtslosigkeit)

 Tempozunahme überträgt sich auf andere Personen

 Motivation und Arbeitsfreude leiden

Weitere Risiken lauern

Wenn noch Multitasking (mehrere Dinge gleichzeitig erledigen) dazu kommt, erhöhen sich die Nachteile für den Tempoholiker. Man macht alles auf einmal und nichts richtig. Fehlerkorrektur kostet nicht nur Zeit, sondern schafft auch Frust beim Betreffenden. Oft müssen nachgeordnete Stellen die Fehler, die in der Eile entstanden sind, wieder ausbaden – ein Zeitverlust für andere. Fehler führen zu Qualitätsminderung, Kunden reagieren enttäuscht. Oft kommt die Erkenntnis „Hätten wir uns mehr Zeit gelassen“ zu spät. Hohes Arbeitstempo vermeidet zwar auf den ersten Blick Arbeitsrückstände, führt aber auch zu mangelnder Sorgfalt. Bei einfachen Arbeiten lässt sich Tempoerhöhung rechtfertigen.

Bei der Personalbeurteilung darf der etwas Langsamere nicht benachteiligt werden. Wie schnell heißt es dann: „Der ist aber gemütlich, braucht viel Zeit, kommt nicht voran.“

Lesen Sie im zweiten Teil dieses Berichts, was es noch an wissenswerten Tipps gibt und wie sich eine Entschleunigung erreichen und auswirken kann.

Dipl.-Betrw. Rolf Leicher
ipl.-Betrw. Rolf Leicher ist Kommunikationstrainer und Autor. Er bietet Tagesseminare über Vertrieb und Marketing an.
Telefon (0 62 21) 80 48 82
Telefax (0 62 21) 80 93 41

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