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Wer unterbricht, stört

Arbeitsunterbrechungen sind für den Monteur stressig und erhöhen die Fehlerquote bei der Arbeit. Einen Fehler wieder zu korrigieren, kostet dann viel Zeit. Störungen sind aber vermeidbar, wenn die Planung perfekt ist. Der größte Störer ist, nicht besonders überraschend, das Handy des Monteurs. Die ständige Erreichbarkeit erhöht die Anzahl der Unterbrechungen. Allein der kurze Blick auf das Display ist bereits eine Unterbrechung der Arbeit.

Der Schwierigkeitsgrad einer Montage spielt bei einer Unterbrechung eine erhebliche Rolle. Leichte Arbeiten kann der Monteur unterbrechen. Arbeiten, die hohe Konzentration erfordern, dürfen nicht unterbrochen werden. Bei besonders fehleranfälligen Arbeiten sollte noch nicht einmal der Kollege mit einer Frage kommen. Sehr anspruchsvolle Arbeiten erledigt man am besten vormittags. In dieser Zeit verträgt man noch eher eine Arbeitsunterbrechung. Ein Motor, den man nur ein paar Sekunden laufen lässt und dann wieder ausschaltet, wird gar nicht erst auf Betriebstemperatur kommen. Er wird nie seine volle Leistungsfähigkeit erreichen und sogar mehr Kraftstoff verbrauchen. Wer nach einer Unterbrechung erneut an die ursprüngliche Tätigkeit geht, braucht wieder eine Anlaufzeit, auch wenn es nur ein oder zwei Minuten sind.

Am Ende einer Unterbrechung braucht man viel Energie, um wieder in die ursprüngliche Tätigkeit zu finden. Eine Unterbrechung dauert meist nur wenige Minuten, um sich dann wieder auf die Arbeit zu konzentrieren, benötigt man nochmals den gleichen Zeitanteil bis zur vollen Entfaltung der Leistung.

Um die verlorene Zeit wieder aufzuholen, erhöht der Monteur sein Arbeitstempo, aber vernachlässigt dadurch möglicherweise die Gründlichkeit. Es ist wie beim Autofahren: Nach einem Stau versucht der Fahrer durch höheres Tempo Zeit gutzumachen.

Besonders jüngere Mitarbeiter finden es normal: schneller fahren, schneller essen, schneller arbeiten – andere machen es auch so. Die Generation Z nennt das „Flexibilität“. Für schwierige Aufgaben ist jedoch Arbeiten am Stück wichtig, Zeiteinheiten ohne Unterbrechungen.

Die Störungshäufigkeit ist im Tagesverlauf sehr unterschiedlich. Zu bestimmten Zeiten fallen doppelt so viele Störungen an, meist am Vormittag.

Störungsfreies Arbeiten heißt nicht, dass man ab sofort für niemanden erreichbar ist. Wenn Störungen halbiert werden, ist das aber schon ein großer Erfolg. Die einzig sinnvolle Unterbrechung ist übrigens die Arbeitspause.

Beispielhafte Unterbrechungen

8:30 Uhr Arbeitsbeginn vor Ort

8:51 Der Monteur muss sein Fahrzeug woanders parken

9:02 Fortsetzung der Montage

9:28 Das Handy, der Chef ruft an

9:36 Fortsetzung der Montage

9:59 Der Kollege hat eine aktuelle Frage

10:04 Fortsetzung der Montage

10:33 Der Monteur muss im Auto noch ein Werkzeug holen

10:37 Fortsetzung der Montage

11:01 Telefon, der Monteur ruft in der Firma an

11:09 Fortsetzung der Montage

11:25 Der Kunde kontrolliert den Arbeitsfortschritt, hat Fragen und gibt Kommentare

11:32 Fortsetzung der Arbeit

12:00 Mittagspause


6 Unterbrechungen, insgesamt 43 Minuten innerhalb von 3,5 Arbeitsstunden

Sich selbst unterbrechen

Sich während einer Tätigkeit gedanklich mit einer anderen Aufgabe zu beschäftigen ist eine „Eigen-Unterbrechung“, der Monteur denkt während der Arbeit schon an die nächste, er ist abgelenkt. Er trainiert sich eine Aufmerksamkeitsstörung an und kann sich auf Dauer nicht mehr voll auf das konzentrieren, was er gerade tut.

Ideal: bei der Arbeit konzentriert man sich auf das, was man gerade tut und denkt nicht schon daran, was danach kommt. Mangelnde Aufmerksamkeit fällt meist erst auf, wenn man etwas vergisst. Auch wenn Störungen nur ganz kurz sind, sie schaden der Konzentration. Eine Unterbrechung, die zu erwarten ist, ist noch tolerierbar.

Bitte mehr Konzentration

Konzentration ist die mentale Fähigkeit, seine Aufmerksamkeit ausschließlich auf eine bestimmte Tätigkeit zu fokussieren. Monotone Arbeiten führen schnell zur Ermüdung. Arbeitsunterbrechungen werden dann sogar begrüßt, weil sie eine Abwechslung bringen.

Es kommt auf die Zielsetzung an. Wenn man sich fest vornimmt „Jetzt konzentriere ich mich voll und ganz auf …“, haben Ablenkungen wenig Chancen. Muss eine Arbeit bis zu einem bestimmten Termin erledigt werden, kann man sich besser konzentrieren, man gibt sich Mühe, schon wegen des Termins. Auch das Arbeitstempo hat mit der Konzentration zu tun. Mit dem Arbeitstempo ist es wie beim Autofahren, die einen sagen, dass man sich bei hohem Tempo mehr konzentriert, andere meinen, dass die Konzentration mit der Geschwindigkeit nicht viel zu tun hat.

Unterforderung und die Folgen

Bei ständig wiederkehrenden Routine-Arbeiten, die nicht herausfordernd sind, arbeitet man unter seinem geistigen Potenzial. Langweilige Arbeiten über längere Zeit führen dazu, dass man sich nicht aktiv um Konzentration bemüht. Geringe Tätigkeitsvielfalt wirkt ermüdend, man erhöht das Arbeitstempo, um schnell mit der ungeliebten Arbeit fertig zu werden. Was langweilig ist, schafft Desinteresse und fördert die gedankliche Ablenkung. Bei Dauerunterforderung verkümmern geistige Fähigkeiten, so wie ein Muskel verkümmert, wenn er nicht gefordert wird. Natürlich kann man es auch anders sehen: endlich mal eine leichte Arbeit, die keinen Stress verursacht, jetzt kann man mal im Sparmodus arbeiten, im ersten Gang fahren, man muss sich nicht verausgaben.

Es kostet viel Zeit, wenn man eine angefangene Arbeit unterbricht, und sich mit einer anderen Arbeit befasst, weil der Kollege alleine nicht weiterkommt. Man nennt es „Arbeitssprünge“, wenn angefangene Arbeiten nicht am Stück zu Ende gebracht werden. Damit wird die Problemlösungsfähigkeit eingeschränkt, man muss sich nach der Unterbrechung immer wieder neu einarbeiten. Unterbrechungen sind nie ganz zu vermeiden, sollten aber reduziert werden, besonders wenn es sich um komplizierte Arbeiten handelt.

So wird’s gemacht

  • Sich bewusst vornehmen: „Ich lasse mich nicht ablenken.“
  • Nebengedanken während der Arbeit vermeiden.
  • Voraussetzungen für bessere Konzentration schaffen.
  • Das richtige Arbeitstempo finden.
  • Erfahrungen

  • Bis zu zehn Mal täglich wird der Monteur bei seiner Arbeit unterbrochen. Deshalb heißt es, Arbeiten zu bündeln, und nicht an verschiedenen Stellen wechselweise zu arbeiten.
  • Die Hälfte der Unterbrechungen sind vermeidbar, wenn klare Absprachen untereinander getroffen werden und Kollegen nicht ständig Rückfragen haben.
  • Vor der Montage alle Werkzeuge und Materialien holen, damit man nicht immer wieder zum Auto laufen muss.
  • Unterbrechungen durch Kunden sind reduzierbar, wenn man den Blickkontakt vermeidet. Kunden sind eher gesprächsbereit, wenn Blickkontakt vorhanden ist.
  • Unterbrechungen nicht einfach nur hinnehmen.
  • 1 Der größte Störer ist das Handy des Monteurs.

    2 Die einzig sinnvolle Unterbrechung ist übrigens die Arbeitspause.

    3 Unterbrechungen sind nie zu vermeiden, sollten aber reduziert werden.

    Bild: Rolf Leicher

    Jeder Gang zum Auto ist wieder eine Arbeitsunterbrechung.

    Bild: ChatGPT/vO/SBZ Monteur

    Jeder Gang zum Auto ist wieder eine Arbeitsunterbrechung.

    Autor

    Dipl.-Betriebswirt Rolf Leicher
    ist Fachautor und Referent
    Telefon: (0 62 21) 80 48 8

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