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Denkblockaden

Vorsicht vor ­Verallgemeinerungen

Gedanken über den Arbeitsablauf haben sich beim Monteur aufgrund seiner Erfahrungen so verfestigt, dass sie ihm selbst nicht mehr auffallen. Würde er seinen Blickwinkel etwas ändern, könnte er sein festes Denkmuster und seine Meinung durch neue Gedanken ersetzen

Mit Glaubenssätzen legt man sich fest

Glaubenssätze sind Annahmen aufgrund von Erfahrungen selbst oder von Kollegen übermittelt. Sie werden oft unkritisch übernommen, erreichen das Unterbewusstsein, breiten sich dort aus und setzen sich fest. Das betrifft alle Altersklassen. Vorurteile beeinflussen uns, wir machen uns kaum noch Gedanken, wir erleben sie als Realität. Sie ergeben sogar Sinn, weil man mit Verallgemeinerungen, die man immer wieder in Gedanken hat, schneller zu einer Beurteilung kommt, als wenn man jedes Mal nachdenkt. Was einmal passiert ist, wird als Erfahrungsschatz gespeichert und in der Zukunft zur Lagebeurteilung herangezogen. „Immer meckert Kollege Paul“, stellt Sebastian fest. Wenn dann mal jemand anders aus dem Team meckert, ist er höchst erstaunt. Er schließt von einem einzigen Fall auf die Zukunft. Eine Gedankenfalle, aus der man nur mit dem Leitsatz „Einmal ist nicht immer“ herauskommt. Dazu muss man die ­eigenen Gedanken immer wieder hinterfragen: War das nicht ein Einzelfall?

Durch eingefahrene Muster in der Welt der Gedanken ­reagiert man immer in der gleichen Weise. Ein Einzelfall wird hochgespielt und hat Auswirkungen auf ähnliche Fälle in der Zukunft. Eine festgefahrene Meinung sollte mal auf Richtigkeit überprüft und korrigiert oder gar getilgt werden.

Glaubenssätze treiben uns an, sie können uns motivieren. Irgendwann glaubt man das, was man immer wieder hört.

Generalisierung hinterfragen

Wer einmal auf die heiße Herdplatte fasst, verbrennt sich die Finger. Ursache und Auswirkung stimmen. Hier ist die ­Verallgemeinerung sinnvoll und ist ein Signal, zukünftig aufzupassen.

Bekannt ist der Placebo-Effekt, man nimmt eine Tablette ohne Wirkstoff und glaubt, dass sie hilft. Allein die Information, dass Schmerzen verschwinden, bringt einen schmerzlindernden Effekt. Das liegt an unserer Psyche. Der Glaube an die Lösung ist ein Teil der Lösung. Wenn der Chef glaubt, dass jüngere Mitarbeiter weniger Firmenbindung haben und schnell wechseln, dann verhält er sich ihnen gegenüber entsprechend, sodass seine Erwartungen auch zutreffen und bei den Jüngeren eine Wechselbereitschaft zu einer anderen Firma entsteht.

Haben Sie folgendes auch schon mal gedacht: „Das war das Schlimmste, was mir passieren konnte. So etwas wie heute habe ich noch nie erlebt.“ Mit Fragen lässt sich dieser Fall ­optimal beurteilen, um etwas daraus zu lernen: Was war denn so schlimm? Es war schlimmer als was? Was hätte noch schlimmer sein können? Welche Folgen hätte das gehabt? Was muss ich tun, damit das nicht wieder passiert? Dabei kommt es auf die Frageform an. Offene Fragen, das sind die W-Fragen, machen nachdenklich und führen zu ausführlichen Antworten. Geschlossene Fragen, die mit einem Zeitwort beginnen, führen nur zur Ja-oder Nein-Antwort.

Vor allem die eigenen Erfahrungen können auch hilfreich sein. Einmal etwas vergessen, geht ins Langzeitgedächtnis, man vergisst den Fall nicht so schnell. Ist auch gut so. Beispiel: Sie haben beim Laden des Fahrzeugs ein Teil vergessen und müssen vom Kunden aus nochmal zurückfahren in die Firma. Die Kollegen grinsen, aber es ist eben peinlich, gerade wenn man ehrgeizig ist und dieses Missgeschick ­unter die Haut geht. Da entsteht ein sinnvolles Denkmuster für die Zukunft und schützt vor eigenen Pannen. Was einmal passiert ist, darf keinesfalls wieder passieren, wer einmal hinfällt, tut alles, damit es nicht wieder vorkommt.

Mit den Gedanken jonglieren

Das Blöde an festgefahrenen Gedanken ist, dass wir daran glauben. Wir konstruieren uns selbst unsere Wahrheit durch Wahrnehmungen. Sie werden für die Wahrheit gehalten, obwohl wir wissen, dass Eindrücke sehr subjektiv sein können. Dabei wird vergessen, dass Gedanken oft nur Interpretationen sind, meistens Fehlinterpretationen, die mit Fakten wenig zu tun haben. Halten wir Gedanken für wahr, können wir die Realität nicht mehr anders sehen. Wer mit den Gedanken jongliert, sie ins Gegenteil verdreht, hat einen Ausweg gefunden. Man kann die Gedanken einfach anders formulieren. Statt „Das ist eben immer so“, mal umgedacht in „Es war auch schon mal anders“. Gespräche mit Kollegen können hilfreich sein.

Checkliste: Weniger Vorurteile – ­­mehr Gelassenheit

  • Nicht kritiklos Meinungen übernehmen. Stellen Sie sich die Frage, ob es sich um einen Einzelfall handelt, ob man verallgemeinern kann.
  • Jonglieren Sie mit Ihren Gedanken, nehmen Sie die ­subjektive Sicht aus einem Fall.
  • Interpretieren Sie Negatives nicht weiter, Sie steigern sich sonst in eine Sache hinein, die bei objektiver Betrachtung anders aussieht.
  • Bedenken Sie, dass Generalisierung einseitig ist und keine andere Betrachtung mehr zulässt. Hinterfragen Sie Vorfälle.
  • Vorsicht – manchmal sind Denkmuster auch Tatsachen und warnen vor Gefahren.
  • Schon mal etwas zu vergessen ist zwar ärgerlich, sollte aber nicht zu dem Glaubenssatz verleiten: „Ich bin halt so schusselig!“

    Bild: highwaystarz – stock.adobe.com

    Schon mal etwas zu vergessen ist zwar ärgerlich, sollte aber nicht zu dem Glaubenssatz verleiten: „Ich bin halt so schusselig!“
    Dipl.-Betriebswirt Rolf Leicher
    ist Fachautor und Referent
    Telefon: (0 62 21) 80 48 82

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