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Hierarchien in der Arbeitswelt

Gib mal den Cutter!

Für gewöhnlich sind die Hierarchiestufen im Betrieb geklärt. Ganz oben auf der Leiter steht die Chefin oder der Chef. Ansonsten geht es oft noch nach Titel oder Erfahrung.

So auch im Betrieb von Jan und Gerd. Jan hatte soeben seine Gesellenprüfung bestanden und war in den ersten Tagen nach der Freisprechung mit besonders geschwollener Brust in die Firma gestürzt. Das nutzte sich aber schon nach einer Woche ein wenig ab. Business as usual stellte sich ein. Bis auf die Tatsache,dass der Chef dem Jung-Gesellen Jan jetzt den Auszubildenden Gerd an die Seite stellte. Gerd war bereits im zweiten Jahr und sehr gelehrig. Ein Muster-Azubi, mit sehr guten und ausbaufähigen Strukturen für den Beruf des Anlagenmechanikers. Beide, also Jan, der Jung-Geselle und Gerd der gelehrige Azubi waren alles andere als graue Mäuse. Altersgemäß traten beide forsch und dominant auf. Und beide hatten auch neben der eigentlichen Arbeit in der privaten Clique etwas zu sagen. Kurz zusammengefasst bildeten also zwei Platzhirsche eine Montagekolonne.

Arbeitsteilung

Auf der ersten Baustelle der Jungkolonne ordneten sich die Arbeiten nach einem einfachen Muster. Nach der Einweisung durch den Chef übernahm Jan die Leitung. er delegierte erst zögerlich, dann, nach zwei Tagen, immer sicherer die Arbeiten. Das Pensum an Arbeit blieb dabei ausgewogen und fair verteilt. Gerd konnte den Anforderungen gedanklich und körperlich gut folgen. Jan legte sich besonders ins Zeug, wohl auch um seine neue Stellung und erklommene Stufe in den Hierarchieebenen zu bestätigen. Die Arbeiten gingen also gut voran. Zwischendurch kam immer wieder die Bauleiterin, eine junge Architektin, und kontrollierte den Fortschritt der Arbeiten. Mangels militärischer Abzeichen auf den Schultern der beiden Monteure hatte Sie keinen Überblick wer nun der eigentliche Bestimmer vor Ort war. Als Sie die beiden im Keller beim Isolieren der Heizungsleitungen antraf, erledigte Jan gerade Handreichungen für den in einem engen Schacht fummelnden Gerd. Der Eindruck hätte also entstehen können, dass der eigentlich Geselle, nämlich Jan, nicht das Alphatier des Rudels ist, sondern eher ein Lakai am Ende der Befehlskette. Als Gerd dann noch in einem barschen Ton, wohl wegen der Enge im Schacht, nach einem Cuttermesser verlangte, hätte man als Außenstehender die Befehlslage sofort auch als Einteilung der Hierarchien verstanden, als Gerd vor Jan.

Souveränität

Jan der frisch gebackene Geselle, blieb jedoch ruhig und schob das gewünschte Werkzeug in Gerds Richtung und veränderte auch sonst den Anschein nicht, dass er zur Zeit als Helfer tätig war. Erst später stellte Jan im Vorbeigehen die eigentliche Stellung der beiden Monteure gegenüber der Bauleitung heraus. Wie in einem Nebensatz erklärte er der Architektin kurz, dass ihre eventuellen Anfragen durch ihn, an den Chef weitergeleitet werden könnten. Die Dame hatte so einen konkreten Hinweis wer hier das Sagen und die Verantwortung hatte. Sie konnte aber auch gleichzeitig erkennen wie kollegial und kooperativ an dieser Baustelle gearbeitet wurde. Für die Bauleitung also ein klarer Hinweis, dass die notwendigen Verantwortlichkeiten in dieser Firma gut geregelt waren und ansonsten ein sehr gutes Arbeitsklima herrscht, in dem nicht alleine die Stellung und bereits erreichte Hierarchiestufen den Ausschlag geben. Ein Bild, mit dem beide Seiten sehr gut leben können und das letztlich Vertrauen schafft in einen funktionsfähigen Handwerksbetrieb.

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