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Work-Life-Balance

Hält es sich die Waage?

Für den Monteur ist es ebenso wichtig, die Polaritäten zwischen Beruf und Privatleben wie auch Anspannung und Entspannung in eine Ausgewogenheit zu bringen. Gerät das Gleichgewicht aus dem Lot, ist der Absturz nicht weit. Die goldene Mitte heißt „Balancing“: bewusstes und gezieltes Pendeln zwischen den beiden Extremen.

Private Belastungen ausgleichen

Die verschiedenen Lebensbereiche (life domains) sind gut ausbalanciert, wenn sie sich nicht gegenseitig behindern (life domain conflicts). Idealerweise unterstützen sie sich gegenseitig und führen zu einer Balance. Im privaten Umfeld gibt es hohe Ansprüche, selbst im Urlaub. Die Anforderungen der Familie und von Freunden sind groß und wachsen weiter, je öfter man Aufgaben wahrnimmt und dadurch in die Opferrolle kommt.

Nicht jeder erkennt Freizeitstress rechtzeitig. Nur wer seine persönliche Belastungsgrenze bereits einmal erfahren hat, kann gezielt reagieren. Der Ausgleich in der Freizeit funktioniert nur, wenn der Monteur seine Ansprüche und Termine auf das Wesentliche reduziert. Unter dem Motto „Auch Faulenzen ist sinnvoll“ wird Nichtstun empfohlen. Sport kanalisiert zwar aufgestaute Energien, soll aber auch Stress abbauen und nicht erzeugen. Bei den Freizeitaktivitäten achtet man auf individuelle Vorlieben, statt auf den Trend zu achten. Das Wochenende ist immer so eine Art „Mini-Urlaub“, da sollte man die Seele baumeln lassen und nicht unter privatem Termindruck stehen. „Tue, was dir guttut“, ein Appell der AOK.

Es ist ein großartiges Gefühl, wenn man in der Freizeit im Verein gebraucht wird. Das Gefühl der Unentbehrlichkeit führt dazu, dass man nichts ablehnt, dass man überall dabei ist, wegen der Kameradschaft will man nicht kneifen, will niemanden mit einer Absage enttäuschen. Trotzdem ist es besser, mal Nein zu sagen, wenn man Überforderung spürt. Muss man denn in unserer Spaßgesellschaft überall dabei sein? Ein Nein zeigt Grenzen auf, dabei braucht man kein schlechtes Gewissen zu haben.

Und dann sollte man ja auch noch Zeit haben, einfach nichts zu tun!

Bild: Laurentiu Iordache - stock.adobe.com

Und dann sollte man ja auch noch Zeit haben, einfach nichts zu tun!

Das hohe Anspruchsniveau

Häufig kommt es zu einem unbemerkten Anstieg des Anspruchsniveaus, entweder durch steigende Erwartungen der Kunden oder durch die Maximierung der Freizeitziele. Gerade bei jungen Menschen besteht der Wunsch, aus allem das Beste zu machen. Es gibt einen Trend zur Leistungsoptimierung, die auch in der Freizeit stattfindet – der Freizeitstress. Über 50 Prozent der Befragten geben an, sich am Wochenende oder bei Brückentagen zu übernehmen (Quelle „Freizeitstress“ SZ München 2019). Die meisten sind nicht mehr in der Lage, ihre Aktivitäten zu genießen. Wenn große Anforderungen länger anhalten, nimmt die Belastbarkeit rapide ab und es kommt zu einem Erschöpfungszustand.

Den Ausgleich zwischen Arbeit und Ruhe bezeichnet man als „Work-Life-Balance“. Wenn es auch noch Stress am Wochenende gibt, sind keine Ruhezonen möglich. Die Befürchtung, etwas zu verpassen, treibt an und lässt das Prinzip der „Work-Life-Balance“ vergessen. So wird gegen das Harmonieprinzip Anspannung – Entspannung verstoßen. Die innere Einstellung erzeugt Druck und damit Stress: „Ich muss zum Fußball …, ich muss mich bei den Eltern melden …, ich muss zum Grillabend kommen …, ich muss die WhatsApp-Nachricht sofort beantworten.“ Die Gedanken „Ich muss … und ich darf keinesfalls …“ erzeugen den Druck. Wer den Anfang dieser Spirale erkennt, kann rechtzeitig Gegenmaßnahmen treffen und verhindert ein Burnout. Mit mehr Achtsamkeit erkennt man seine eigene Leistungsgrenze und begrenzt die Termine in der Freizeit. Oft ist es das Gewissen, das zu einer Zusage verpflichtet, wo eine Absage besser wäre. Man fürchtet, sich unbeliebt zu machen und für ein Nein „bestraft“ zu werden. Oft heißt es bei den U-20-Jährigen: „Wenn ich älter bin, mache ich am Wochenende einen auf Entspannung, aber jetzt schon?“ Wer sich immer nach den anderen richtet, nichts ablehnen kann, wird ausgenutzt. Ein Workaholic entsteht auch am Samstag und Sonntag.

Wer möchte „everybodys darling“ sein? Dem wird es schwerfallen, einem Freund eine Gefälligkeit abzusagen. Wer nicht Nein sagen kann, darf sich nicht wundern, wenn er ausgenutzt wird und nach der Arbeit noch gefragt wird, ob er irgendwo helfen kann. Wer immer hilfsbereit ist, wird potenziell eher ausgenutzt. Wenn man nicht absagt, gewöhnt man andere an Zusagen. Ausgefallene Wünsche müssen auch dann abgelehnt werden, wenn sie höflich vorgebracht werden.

Digitale Sucht verhindert Entspannung

Smartphone & Co. beherrschen die Freizeit, die übermäßige Nutzung digitaler Medien wird zwangsläufig. Facebook, Twitter, SMS, WhatsApp fordern permanent dazu auf, Posts zu teilen, zu liken und zu kommentieren. Die Angst, etwas zu verpassen, nicht auf dem Laufenden zu sein, ist weit verbreitet. Und zwar in allen Altersklassen, nicht nur mit guten Freunden, auch mit Unbekannten. Die ständige Bereitschaft, für soziale Netzwerke offen zu sein, führt zu einem Druck, verhindert das so wichtige Nichtstun. Ohne Smartphone entsteht Angst vor sozialer Isolation. Nicht im Netz zu sein, führt zu Entzugserscheinungen, zu Gereiztheit, zu Nervosität. Eine gewisse Abhängigkeit geben selbst Betroffene zu. Viele User empfinden es als Zwang, ständig bei Facebook vorbeizuschauen. Den Account zu löschen, ist so befreiend, wie mit dem Rauchen aufzuhören.

Tipps für die persönliche Balance

Bild: Quelle Leicher

Tipps für die persönliche Balance

Resilienz – die innere Widerstandskraft verbessern

Der Begriff Resilienz stammt aus dem lateinischen ­„resilire“ und bedeutet „zurückspringen“ oder „abprallen“. Damit werden die inneren Kräfte bezeichnet, die helfen, nach den starken Arbeitsbelastungen an einem langen Tag wieder den normalen Modus zu finden. Es geht dabei nicht um die ­Reduzierung von Stress selbst, sondern wie man nach der ­Belastung schnell wieder das Gleichgewicht findet.

Es geht darum, die innere Batterie aufzuladen, so wie ein
E-Auto an der Ladestation. Zwanzig Minuten Ladezeit ­reichen dann wieder für über 200 Kilometer Fahrt. Das Wochenende reicht dann wieder für die nächste Arbeitswoche.

Am Wochenende muss es keinen festen Terminplan ­geben und alle Aktivitäten sollen nach Möglichkeit mit positiven Emotionen verbunden sein. Wer bei der Arbeit schon Stress erlebt, sollte sich in der Freizeit davon ­befreien. Ein wichtiger Faktor dabei ist die „Impulskontrolle“. Es geht darum, sich auf das Wesentliche auch in der freien Zeit zu konzentrieren. Der Begriff Impulskontrolle lässt sich auch mit dem unpopulären Begriff Disziplin ersetzen. Nicht jedem Impuls zu folgen, ist aber nicht gerade ­einfach in einer Zeit der ständigen Ablenkungen. So individuell wie jeder Mitarbeiter ist, ist auch die Ausprägung der einzelnen Resilienzfaktoren. Einheitliche Rezepte zur Erhöhung der inneren Widerstandskraft kann es daher nicht geben.

Kipplig oder stabil? Wer kann das schon auf den ersten Blick erkennen?

Bild: coco - stock.adobe.com

Kipplig oder stabil? Wer kann das schon auf den ersten Blick erkennen?

Autor

Dipl.-Betriebswirt Rolf Leicher
ist Fachautor und Referent; Telefon: (0 62 21) 80 48 82

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